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Die Chronik von Tales of Tamar

Jahr 360

Seid gegruesst, edle Damen und Herren!

Während meiner Tätigkeit als Wirt der Tamarschen Zentraltaverne wurde ich unfreiwillig Zeuge der wirklich verabscheuungswürdigen Freizeitbeschäftigung einiger Herren. Diese hatten doch tatsächlich nichts Besseres zu tun, als Wetten auf den derzeit herrschenden Krieg zwischen Lady Brightblade und Lord Lucksi abzuschließen. Eifrig wurden da Quoten diskutiert und in menschenverachtender Weise die Grausamkeit eines jeden Krieges auf den Wert einiger Goldstücke reduziert.

Überraschend rief sich Bruder Coniglius, ein Mönch, welcher dem Glauben des Kathekysmus angehört, selbst zum Papst aus. Der Papst ist anscheinend als Oberhaupt der Kirche des Kathekhysmus zu sehen und er betrachtet sich als eine Art Stellvertreter des Allvaters auf Erden. Wie in einem Schreiben in der Halle der Aushänge verkündet wurde, soll Coniglius eine Erscheinung der heiligen Guridh gehabt haben, welche ihn damit persönlich zum obersten Würdenträger des Kathekhysmus erkoren habe.

Kürzlich wurde nun auch die Kaiserweihe des Armand Guother offiziell vollzogen. Diese Feier stellte auch gleich die erste öffentliche Amtshandlung des selbsternannten Papstes Coniglius dar. Ich habe mir erlaubt als Gast dieser Weihe dem neuen Kaiser ein spezielles Geschenk zu überreichen und zwar eine Schreibfeder. Ich hoffe, daß er sie weise einsetzen wird und daß es ihm gelingt, die Völker Tamars so zu einen, wie es den alten Überlieferungen zufolge vormals König Abanor vermochte. Leider befürchte ich, daß Kaiser Guother ebenso wie dem ersten Kaiser der neuen Zeitrechnung, Kaiser Skar, nur wenig Glück bei dieser schier unlösbar erscheinenden Aufgabe beschieden sein wird. Zu groß scheinen mir die Differenzen zwischen den verschiedenen Gruppen, Bündnissen und selbst Glaubensrichtungen und zu zahlreich die immer wieder aufflammenden Streitigkeiten.

In der letzten Zeit wurden die Verlobungen von Lord Feanor Curufinwe mit Lady Rajana und von Vicomte Lipsius mit Lady Marinella bekanntgegeben. Die Hochzeit zwischen Vicomte Lipsius und Lady Marinella wurde vom Lehnsherren der Lady, Graf Taurik von Bärenanger, ausgerichtet. Es war eine sehr schöne Feier, auf der insbesondere die Mutter des Bräutigams durch einige sehr gelungene Gesangseinlagen zu gefallen wußte. Wie mir zugetragen wurde, nahm die Feier zum späteren Abend jedoch einen unschönen Verlauf, da sich zum einen einige der Gäste dem Alkohol im Übermaße hingegeben hatten, was zu nicht gerade standesgemäßem Verhalten führte.

Zum Anderen wurde Lord Arnaut, welcher als Vasall des Lipsius der Hochzeit senes Lehnsherren beiwohnte, die Nachricht überbracht, daß seine Frau tot und sein Sohn verschwunden sei. Er machte sich sogleich auf den Weg, um eine Suche in die Wege zu leiten. Vicomte Lipsius verließ kurz darauf gleichfalls die Hochzeit, um seinem Vasallen in diesen schweren Stunden beizustehen. Wie ich erfahren konnte, ist er inzwischen zurückgekehrt. Arnaut, welcher die Suche nach seinem Sohn fortsetzen wollte, hat ihm die Führung seiner Reichsgeschäfte anvertraut.

Vor wenigen Wochen erreichte mich ein Schreiben von Lady Rajana, in dem sie mir von einem großartigen Plan berichtete. Rajana wünscht die Arbeit ihrer Mutter, der unvergessenen Freiherrin Veridian, fortzusetzen. Diese hatte vor langer Zeit damit begonnen, in Zusammenarbeit mit ihrem Hofkartographen Kurvenal die Koordinaten und Namen aller bekannten Städte und Siedlungen Tamars zusammenzutragen. Diese Arbeit wollte nun Lady Rajana nicht in Vergessenheit geraten lassen und möchte sie deshalb fortsetzen. Da es manch einem Herrscher jedoch nicht leicht fällt, den genauen Standort seiner Städte einer fremden Regentin anzuvertrauen, bat mich Lady Rajana um Hilfe. Ich habe ihr natürlich meine Hilfe zugesichert und so kann jedermann, der seinen Namen nicht in Zusammenhang mit der Position der Städte genannt haben möchte, seine Angaben auch an mich senden und ich werde sie dann unter strikter Wahrung der Geheimhaltung weiterleiten.

Tamar, im Jahre 360

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