Jahr 325
Seid gegruesst, edle Damen und Herren!
Diesen Chronikeintrag möchte ich mit einigen Nachrichten, die den Guridh-
Orden betreffen, beginnen. Zuallererst sei die frohe Botschaft verkündet,
daß Lord Laurentius, der Heerführer des Ordens, nach langen Jahren der
Abwesenheit endlich wieder in seiner angestammten Heimat angekommen ist und
nunmehr wieder selbst regiert. Er wurde in seiner Abwesenheit von Bruno
Killerkarpfen vertreten, welcher der Bruder des allseits bekannten Kuno
Killerkarpfen ist, der sich im Reiche von Tankred um die Geschäfte kümmert,
wenn der Landesherr auf Reisen ist. Tankred, der Neffe von Laurentius, war
es auch, der ebenjenen auf Dan Damar traf, als er wieder einen Feldzug
gegen die Orks durchführte. Er erzählte mir kürzlich bei einem Gespräch in
der Taverne, daß er gerade gegen die Orks kämpfte, als Laurentius plötzlich
mit einer kleinen Schar Getreuer wie aus dem Nichts auftauchte und sich auf
die schwarzpelzige Brut stürzte. Er sah nach den Jahren der Entbehrung den
Orks beinahe ähnlicher als den Menschen, aber er hatte seinen Kampfgeist
noch immer nicht verloren. Inzwischen hat er also wieder seinen
angestammten Platz eingenommen und er hat auch schon in der Halle der
Aushänge von sich hören lassen.
Tankreds Schwester Rajana hatte mit ihrem Erbe weitaus weniger Glück als
ihr Bruder. Während dieser bei der Regierung der Ländereien seines Vaters
Guother anscheinend die vollste Unterstützung aller Untertanen hat,
wurde ebenjene Unterstützung der holden Lady Rajana verwehrt. Das Volk,
welches ihrer Mutter, Freiherrin Veridian, stets treu gedient hatte, erhob
sich gegen sie und sie mußte eilends die Flucht ergreifen.
Während manche Herren schon das Schlimmste befürchteten und an den Tod
Rajanas glaubten, meldete sich diese jedoch kurze Zeit später zu Wort und
ließ verlauten, daß sie bei guter Gesundheit wäre. Inzwischen hat sie
beschlossen, erst einmal Erfahrungen beim Verwalten einer kleinen Siedlung
zu sammeln und sie hat ein neues Reich gegründet. Es sei ihr gewünscht, daß
sie beim Aufbau eines Reiches ganz von Beginn an das nötige Wissen und
Können erlangen kann, um später ein großes Reich zu regieren, mit dem sie
dem Andenken ihrer Eltern alle Ehre machen kann. Ich bin mir sicher, daß
Rajana sich mit etwas Übung das stetige Vertrauen ihrer Untertanan
erarbeiten wird.
Von Guother und Veridian erreichte mich ebenfalls neue Kunde. Während ich
angenommen hatte, daß sie auf der Insel, auf der sie ihren Lebensabend
verbringen, keine Nachrichten aus den Ländern Tamars mehr bekommen würden,
wurde ich eines Besseren belehrt. Die Beiden haben, wie mir Tankred bei
seinem kürzlichen Tavernenbesuch erzählte, keineswegs alle Brücken hinter
sich abgebrochen, sondern sie stehen noch in Kontakt zu ihren Kindern.
Außerdem lassen sie sich von Tankred stets ein Exemplar des neuesten
Chronikeintrages schicken, was mich natürlich mit besonderem Stolz erfüllt.
Der Guridh-Orden hat außerdem noch verkündet, daß ein neuer Hochmeister
gefunden wurde. Da ja Guother, der dieses Amt lange Jahre innehatte, nicht
mehr zur Verfügung steht, hatte sich das Kapitel zusammengefunden, um den
neuen Hochmeister zu wählen. Der Name des neuen Ordens-Oberhauptes wurde
bisher noch nicht bekanntgegeben, aber ich bin sicher daß er sich bald
selbst zu Wort melden wird.
Von Baron Aquilar erreichte mich ebenfalls Kunde. Noch immer steht er im
Krieg mit Lord Gorix. Obwohl er sich diesem schon vor geraumer Zeit ergeben
hatte, tobt der Kampf nun schon seit langen Jahren. Tausende mußten ihr
Leben lassen und es scheint keine Einigung in Sicht.
Baron Aquilar vertraute mir bei einem Gespräch in der Taverne vor einiger
Zeit noch eine höchst interessante Nachricht an. Wie es scheint, ist er der
Erbe des Lord Gunthrer, der vor Jahren im Kampf gegen Lord BlackAdder fiel.
Wie aus einem Bericht in der Halle der Aushänge hervorgeht, erreichte ihn
ein Dokument, in dem seine Herkunft niedergeschrieben wurde. Nach diesem
Bericht war es Hargener, der Berater von Lord Gunthrer, der lange Zeit nach
dem Erben gesucht hatte. Wie ich schon früher berichtete, schien endlich
ein Erbe in den Ländereien BlackAdders gefunden, als ein Drache die
verbliebene Stadt Gunthrers und damit auch das Erbe vernichtete. Der Knabe
wurde alsdann von Hargener weit fortgebracht und wuchs unter dem Namen
Fernando Victor Aquilar auf. Schließlich übernahm er die Regentschaft über
ein kleines Gebiet und begann, sein Reich zu vergrößern. Leider scheint er
nicht nur ein markantes Muttermal, sondern auch die Begabung seines Vaters
geerbt zu haben, in Kriege hineinzugeraten, die alsbald seine Existenz
bedrohen. Bleibt zu hoffen, daß ihn nicht das gleiche Schicksal wie einst
Gunthrer ereilt, und er mit Lord Gorix noch eine Übereinkunft erzielen
kann.
Mit Lord Samyl ist es erstmals einem Lord vergönnt, aus freien Stücken von
seinem Lehnsherren aus der Vasallenschaft entlassen zu werden. Samyl, der
nun von seinem Lehnsherren Lograat das Recht erhielt, den Titel Freiherr zu
tragen, erhielt dieses meines Wissens erstmalig verliehene Privileg für
seine geleisteten Dienste. Lograat lobte seine Treue und Unterstützung in
schwierigen Zeiten, entließ ihn aus der Vasallenschaft und übereignete ihm
obendrein das ihm zur Nutzung überlassene Lehen zum Eigentum. Er schenkte
ihm des Weiteren noch eine weitere Stadt. Beide Herren wollen sich mit
ihren Reichen in Freundschaft verbunden bleiben.
Tamar, im Jahre 325
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