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Die Chronik von Tales of Tamar

Jahr 300

Seid gegruesst, edle Damen und Herren!

Beginnen möchte ich diesen Chronikeintrag mit einem Ereignis, welches zeigt, daß auf Tamar nicht jede Ungerechtigkeit geduldet wird. Ich berichtete ja schon im letzten Eintrag von Lord Wallenstein, welcher sich durch Angriffe auf kleine wehrlose Reiche einen unrühmlichen Namen gemacht hatte. Schon kurz nach meinem damaligen Bericht hatte er das Reich von Lord Nestor überfallen und besetzt. Daraufhin erklärten ihm auch die Herren Charras und Salmuth den Krieg. Gemeinsam gelang es ihnen, Lord Wallenstein zu besiegen und seine Ländereien zur Übergabe an aufstrebende Reiche zu sichern. So gibt es in den zuweilen recht dunklen Zeiten auf Tamar doch noch Lichtblicke, in denen sich aufrechte Herren zusammentun, um einen Tyrannen in die Schranken zu verweisen.

Um den Kriegsherd rund um die Ländereien des Lord BlackAdder ist es glücklicherweise in den letzten Jahren wesentlich ruhiger geworden. Mir ist zu Ohren gekommen, daß Lord BlackAdder mit den meisten seiner Gegner Frieden geschlossen hat. Außerdem hat er damit begonnen, einigen seiner Nachbarn, denen der Krieg die Weiterentwicklung erschwert hatte, Land und Städte zu übergeben. Sowohl mit dem Guridh-Orden als auch mit Baron Godefroy hat er nun Frieden, was nur zu begrüßen ist, denn dieser Krieg hat schon tausende unnötige Opfer gefordert.

Leider mußte ich erfahren, daß Lord Gunthrer, einer von BlackAdders Nachbarn und einer seine ersten Gegner, durch einen Pfeilschuß zu Tode gekommen ist. Diese Nachricht betrübt mich umso mehr, als ich mit ebenjenem Herren einige angeregte Gespräche in der Taverne führen konnte.

Lady Medusa, welche sich vormals auch unter den Gegnern von Lord BlackAdder befand, hat sich diesem ergeben und sich seiner Gnade unterworfen. Die Lady hat allerdings eine sehr scharfe Zunge und brachte sich in der Vergangenheit schon mehrfach in Schwierigkeiten, indem sie nach allen Seiten verbale Attacken führte.

Mit ihren Versuchen, ihr Fähnchen stets nach dem rechten Wind zu hängen, wird sie sich wohl früher oder später noch in ernsthafte Schwierigkeiten bringen, denn einige Lords sind auf solch zänkische Attacken nicht gut zu sprechen. Wie schnell ein solcher Mangel an diplomatischem Feingefühl einem Herrscher zum Verhängnis werden kann, hat vor einigen Jahren eindringlich das unglückliche Schicksal des Lord Torkan gezeigt.

Ich hatte das Vergnügen, vor einiger Zeit in Lipsiana zu weilen, einer Stadt im Reiche von Lord Lipsius. Dieser hatte es sich zur Aufgabe gemacht, daß große Turnier, welches weiland Lord Drake abhalten wollte, zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Drake war ja während des Turnieres unter nie geklärten Umständen zu Tode gekommen und deshalb konnte der Wettstreit nicht beendet werden.

Nachdem einige Probleme bezüglich des Preisgeldes, welches in Verwahrung von Bruder Justus lag, und der Durchführung der noch ausstehenden Wettkämpfe ausgeräumt waren, stand einem endgültigen Abschluß der Wettspiele in Lipsiana nichts mehr im Wege.

Ich wohnte eine Zeitlang dem Wettkampf im Tjossen bei, welcher in der Lipsiana-Arena durchgeführt wurde und nach dem Schwertkampf die letzte noch auszufechtende Disziplin war. Die Drakeschen Wettspiele, wie sie in Erinnerung an den ursprünglichen Ausrichter weiterhin genannt wurden, fanden mit einem großen Fest ihren würdigen Ausklang, der so lange auf sich warten ließ, daß es eine Zeitlang so schien, als würden diese Wettkämpfe nie ordentlich beendet werden.

Kurz nach Ende des großen Turnieres wurde dann in der Halle der Aushänge auch eine Liste mit den Siegern und Platzierten aller Wettkämpfe, sowie den auszuzahlenden Preisgeldern veröffentlicht. Es bleibt zu hoffen, daß sich bald wieder ein Lord dazu aufrafft, solche Wettspiele abzuhalten, sind diese doch stets eine willkommene Kurzweil für Jung und Alt.

Seit einiger Zeit höre ich immer wieder von einem kleinen Reich auf der Insel Exevor, welches von Lady Elenora Dannen verwaltet wird. Diese Lady hat sich eine wirklich interessante Aufgabe gestellt.

Trotz der Tatsache, daß sie noch keine Flotte unterhält und sich ihre Handelsbeziehungen daher auf relativ wenige Reiche beschränken, hat sie begonnen, ein Netz an Händlern zu schaffen, welches speziell dem Handel mit den verschiedenen Luxusgütern dienen soll. Dazu hat sie sich der Hilfe einiger seefahrender Lords versichert, welche ihr als Zwischenhändler zur Seite stehen.

Vor allem soll wohl versucht werden, der beträchtlichen Zahl kleiner Länder zu helfen, die sich auf die Produktion eines bestimmten Luxusgutes spezialisiert haben. Sie sollen mit diesem Handelssystem faire Preise für ihre Waren erhalten und gleichzeitig sichere Absatzmöglichkeiten bekommen. Diese Initiative ist meiner Meinung nach wirklich löblich, zeigt sie doch, daß nicht nur große Mächte auf Tamar den Handel bestimmen müssen. Es braucht zuweilen eben nur etwas Ideenreichtum und Durchsetzungswillen, um etwas zu bewegen und das ganz und gar ohne Zank, Streit und Krieg.

Tamar, im Jahre 300

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