Seid gegruesst, edle Damen und Herren!
Zu dem Krieg, der zur Zeit zwischen Lord BlackAdder und seinen Gegnern
tobt, gibt es Neues zu berichten.
Mittlererweile hat auch der Guridh-Orden in den Krieg eingegriffen, nachdem
ja Lord Laurentius schon einige Zeit gegen Lord BlackAdder kämpfte. Es
scheint wohl nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis das Reich von Lord
BlackAdder geschlagen ist, angesichts der zahlreichen Gegner.
Dieser hat mehrmals den Verdacht geäußert, daß sich einige der größeren und
älteren Reiche nur deshalb an dem Krieg beteiligen, weil sie sich dadurch
neue Ländereien und Vasallen erhoffen, die sonst nur schwer zu erreichen
sind. Es gibt nur noch wenig freies Land auf Tamar und auch Vasallen sind
schwer zu finden, da viele schon einen Lehnsherren haben oder sich nicht
unterwerfen wollen. Da kommt natürlich eine solche Gelegenheit gerade
recht. Andererseits behaupten BlackAdders Gegner, sie würden den Kampf nur
führen, um den kleineren Reichen in dessen Nachbarschaft eine bessere
Zukunft zu verschaffen und diesen das Land zu überlassen, welches sie im
Verlaufe des Krieges erobern würden.
Lord BlackAdder hatte in der Halle der Aushänge einen Vertrag gezeigt, der
angeblich zeigte, daß Lord Merlin ihm Unterstützung gewährt hätte. Dieser
bestritt jedoch den Vorwurf, und schließlich stellte sich auch der
vermeintlich echte Vertrag als Fälschung heraus. Der angebliche Vertrag
sollte wohl nur dazu dienen, einen Keil zwischen Lord Merlin und den
Guridh-Orden zu treiben, mit welchem dieser verbündet ist. Leider wirft in
diesem Konflikt jede Seite der anderen vor, zu lügen und die Wahrheit zu
verdrehen. Ich glaube, in keinem bisherigen Krieg sind derart viele
zwielichtige, unglaubwürdige oder gar gefälschte Nachrichten ausgetauscht
worden wie in diesem.
Baron Guother hat vor kurzem noch ein interessantes Gedicht veröffentlicht,
auf welches er in alten Schriftstücken gestoßen ist. Dieses Gedicht
stellt eine Art alte Prophezeiung dar, und der Baron mutmaßte, daß dabei
gar von Lord BlackAdder die Rede sein könnte. Inwiefern man solcherart
Weissagungen Glauben schenken will, mag einem jeden selbst überlassen sein,
aber ich will hier den erwähnten Text wiedergeben. So kann sich der
geneigte Leser selbst ein Urteil bilden:
Als Träume ihm ihre Macht geschenkt,
Als alle Garben ihre Köpfe gesenkt,
Da wurden die von ihm beherrschten Elemente
Ein geheimer Quell finstrer Angst.
Er fürchtete die Hölle, die Schreie der Gefangenen des Todes,
Er fürchtete die Brüder, und das Blut
Das sein Schwert einst fließen ließ, er fürchtete die Seufzer
Einsamer Geister, jener die brüten
des Nachts. Alles, was nicht sein,
fürchtet er.
Ernst, das Zepter in der Hand,
Mit Adlerschild und Herz aus Stein
Herrschte er um des Herrschens willen. Sein Land
Ward karg um den mit Natterkopf geschmückten Thron:
Alles, was fruchtbar, verwandelte sich in Sand.
Auch Baron Godefroy hat sich inzwischen in den Krieg eingeschaltet und
kämpft gleichfalls gegen Lord BlackAdder. Seine Begründung sind, wenn ich
das recht verstanden habe, einige Beleidigungen, die BlackAdder gegen ihn
ausgeprochen haben soll. Da drängt sich allerdings auch der Verdacht auf,
daß hier ein altes Reich auf leichte Beute aus ist, aber ich kann über die
wahren Gründe nur mutmaßen. Wie fast immer bei solchen Auseinandersetzungen
bleibt wohl auch hier die Wahrheit zuerst auf der Strecke.
Das ist allem Anschein nach auch in einem anderen Konflikt der Fall. Der
Guridh-Orden beschuldigte unlängst Lord Potter, welcher Mitglied des Ordens
ist, des Verrates und zog gegen ihn in den Krieg. Lord Potter verwahrte
sich gegen die Vorwürfe und beschuldigte seinerseits den Orden, die
Wahrheit zu verdrehen und ihn grundlos zu attackieren. Auch hier behaupten
wieder beide Parteien, die Wahrheit zu sagen und beschuldigen den Gegner
der Lüge.
Zum Glück scheint wenigstens in diesem Krieg ein Lichtblick aufzutauchen,
haben die verfeindeten Länder doch unter Vermittlung von Lord
Verzingethorix mit Verhandlungen begonnen. Der Guridh-Orden griff
allerdings während dieser Verhandlungen die letzte noch auf Nonakesh
verbleibende Stadt von Lord Potter an. Bei diesem Angriff mußten 18000
Seelen ihr Leben lassen und das nur, weil der Orden damit Potter klarmachen
wollte, welche Kampfstärke ihm zur Verfügung steht und er so seine
Verhandlungsposition verbessern wollte.
Neuerliche Schreckensbotschaften gibt es von den Untoten. Diese Horden aus
gefallenen und wiederauferstandenen Kriegern ziehen erneut in großer Zahl
durch die Lande und morden und brandschatzen mehr denn je. Ihre Armeen
treten in großer Zahl auf und sie zählen Tausende und Abertausende in jeder
ihrer Truppen. Jeder Sieg macht sie noch stärker, da sie die gefallenen
Gegner in ihren Dienst zwingen. Die Untoten haben sogar schon mehrere
Städte zerstört. Leider war darunter auch die einzige Siedlung eines noch
sehr jungen und mir namentlich nicht bekannten Herrschers, dessen
Regentschaft dadurch ein apruptes Ende fand.
Außerdem ist mir noch eine Nachricht aus der Halle der allgemeinen Aushänge
in die Hände gefallen. Darin beklagte ein gewisser Dionys, daß sein
wehrloses Land vollkommen grundlos von einem Lord Wallenstein überfallen
worden wäre. Kurz danach hatte besagter Wallenstein seine einzige Siedlung
besetzt und Dionys war zur Flucht gezwungen. Daraufhin erklärte ihm König
Skar den Krieg, da Angriffe auf wehrlose Gegner, die keine eigenen Armeen
ausgehoben haben, allgemein als höchst ehrlos erachtet werden. Als Lord
Ursus, wie er in einer öffentlichen Nachricht erklärte, feststellen mußte,
daß Lord Wallenstein mit seinen Truppen bereits an den Grenzen des nächsten
kleinen Landes stand, erklärte er diesem ebenfalls den Krieg.
Tamar, im Jahre 295