Seid gegruesst, edle Damen und Herren!
Vor kurzem stieß ich beim Durchsehen der öffentlichen Aushänge auf einige
interessante Schreiben von Lady Chuella. Diese bot dort Teppiche zum
Verkauf an und fragte auch nach Unterstützung für ihr Reich in Form von
Söldnerarmeen. Das ist an und für sich eine ganz normale Sache, aber die
werte Lady ist Vasallin von Vicomte Lucksi und hätte ja eigentlich ihn
zuerst um Hilfe bitten können. Als ich den Vicomte dann in der Taverne auf
diesen Umstand ansprach, erfuhr ich von ihm, daß Lady Chuella sogar schon
Städte an andere Herren versteigert hat, welche sie von ihm zum Lehen
erhalten hatte. Die Vasallen des Vicomte führen anscheinend ein recht
eigensinniges Leben, und ihr Lehnsherr scheint ziemlich uninformiert zu
sein, was unter seiner Regentschaft so vor sich geht.
Ein weiterer Vasall von Vicomte Lucksi, wenn auch nur in indirekter Linie,
nämlich der hier schon mehrfach beschriebene Lord Drake machte ebenfalls
wieder von sich reden. Inmitten der Vorbereitungen auf das große Turnei,
das in seinem Reich abgehalten werden soll, gab es Streit mit Baron
Godefroy, mit dem er ja vormals schon einmal im Krieg gelegen hatte.
Schließlich ging Lord Drake sogar so weit, die Vernichtung eines beliebigen
Reiches anzudrohen, nur um allen zu beweisen, wie mächtig er doch sei. Ich
war wirklich entsetzt, daß ein angeblich so ehrenwerter Herrscher sich zu
solch einer unwürdigen Aussage hinreißen läßt. Wie tief muß man sinken, um
den Tod vollkommen Unschuldiger als eigenen Machtbeweis anzukündigen.
Kaum hatte sich Baron Godefroy gegen die harschen Worte von Lord Drake
verwahrt, mußte sich schleunigst dessen oberster Lehnsherr einmischen und
mal wieder die Muskeln seines Großreiches spielen lassen. Wenn Vicomte
Lucksi nur in der sonstigen Führung seiner Vasallen so umtriebig wäre, wie
beim Streit suchen.
Da ich gerade bei der Auflistung der Streitigkeiten der letzten Jahre bin,
möchte ich auch Lord Torkan nicht vergessen, welcher sich mit seinem noch
recht jungen Reich nicht gerade durch besonderes diplomatisches Geschick
hervortut. Kaum war ein Streit geklärt, schon begann er den nächsten
mit Baron Charras. Dabei ging es um einige strittige Ländereien. Dann
mußte Lord Torkan unbedingt ein Handelsschiff des ehrenwerten Laurentius
versenken, welches es doch tatsächlich gewagt hatte, sich der Küste seines
Reiches zu nähern. Schon kurze Zeit später gab es wieder Streit um Land und
so ging das immer weiter. Zwar ließen sich die Herren am Ende bisher immer
beschwichtigen, aber ich befürchte, daß Lord Torkan nicht ewig so viel
Glück bei der Wahl seiner Gegner haben wird. Wenn er sich nicht bald in
etwas mehr Zurückhaltung und Diplomatie übt, wird er wohl nicht mehr lange
Freude an seinem Reich haben.
Traurige Kunde erreichte uns auch aus dem fernen Dunmerk, welches auf
Ithilien liegt. Lord Verzingethorix ist im Sommer des Jahres 273 nach
längere Krankheit im stolzen Alter von 72 Jahren verstorben. Sein ältester
Sohn übernimmt nun die Amtsgeschäfte des Landes. Hoffen wir alle, daß es
auf Ithilien weiterhin so friedlich bleibt und dieses schöne Eiland nicht
auch noch von Kriegstreibern und Verwüstung heimgesucht wird.
Für allgemeinen Aufruhr sorgte dann noch die Ankündigung von Lord ONeill,
in Zukunft an der Grenze zwischen der alten und der neuen Welt in den
Gewässern um die Insel Big Horn herum Wegzoll von allen durchreisenden
Schiffen zu verlangen. Diese Absicht sorgte allerdings eher für Erheiterung
denn für wirklichen Unmut, da es Herrn ONeill wohl an den für die
Durchführung einer solchen Maßnahme nötigen Mitteln fehlen dürfte. Schon
früher haben einzelne Reiche versucht, für die Durchfahrung ihrer
Hoheitsgewässer einen Wegezoll zu erheben und stets ist diese Absicht
kläglich gescheitert. Da wird dieser Versuch, sogar die Durchfahrt durch
die niemandem gehörenden Gebiete auf hoher See zu besteuern, und so eine
der wichtigsten und meist genutzten Passagen der bekannten Welt zu
kontrollieren, ebenso wenig Erfolg haben. Möglicherweise wird sich aber
auch hier noch der Lehnsherr des Lord ONeill einmischen, der schon allseits
bekannte Vicomte Lucksi, denn schließlich bietet sich hier noch einiges
Potential für einen Streit.
Für große Erheiterung sorgte eines der Schreiben in der Halle der
allgemeinen Aushänge. Darin stellte sich der Regent eines neuen Reiches auf
Tamar vor. Es war jedoch nicht so sehr dieses Schreiben, sondern die
Antworten der anderen Herrscher, welche Anlaß zum Schmunzeln gaben. Jener
Lord trägt den wohlklingenden Namen Charwen, welcher von einigen Herren
aber irrtümlich für einen weiblichen Namen gehalten wurde. Daraufhin
richteten sich die Antworten natürlich an eine Lady Charwen, welche sich im
Nachhinein dann zur allgemeinen Belustigung als Lord zu erkennen gab.
Lord Charwen verfügt übrigens über einen hervorragenden Schreiber, welcher
die Ereignisse der ersten Regentenjahre seines Dienstherren in ganz
hervorragenden Chroniken beschrieb. Man kann Lord Charwen nur zu diesem
Schreiber beglückwünschen, und die geneigte Leserschaft sollte sich selbst
einmal in der Halle der Aushänge von der Qualität dieser Arbeit überzeugen,
die auch ich neidlos anerkennen möchte.
Der Handel mit Luxusgütern kommt langsam in Schwung auf Tamar. Nachdem sich
einige Reiche schon seit einiger Zeit mit der Herstellung solcher Güter
beschäftigen, sind verschiedene Lords auf eine neue Idee gekommen, mit den
gefragten Waren Gold zu verdienen. Anstatt die Waren einfach nur auf dem
freien Markt anzubieten, versteigern sie die selbigen mit öffentlichen
Aushängen. Den zahlreichen und hohen Geboten nach zu urteilen, die bisher
schon für die angebotenen Güter abgegeben wurden, scheint sich diese Idee
tatsächlich bezahlt zu machen.
Zu guter Letzt noch eine kleine Anmerkung zum geplanten großen Turnier im
Reich von Lord Drake. Nachdem die Teilnehmerzahl zu Anfang recht klein zu
bleiben schien, haben sich dann immer mehr Streiter gefunden, die ihre
Kräfte im Wettspiel messen wollen und somit wird nun in dem Turnier um
Preisgelder von insgesamt weit mehr als 3 Millionen Goldstücken gerungen.
Tamar, im Jahre 275