Seid gegruesst, edle Damen und Herren!
In den letzten Jahren haben sich einige recht bedeutsame Dinge ereignet.
Zum einen wurde die Inselkette, welche die Verbindung zwischen der alten
und der neuen Welt herstellt, für die alteingesessenen Herren Tamars zur
Besiedlung und Inbesitznahme freigegeben. Auch Elerion selbst steht seit
Kurzem zur Landerweiterung zur Verfügung. Die neuen Reiche haben inzwischen
eine so beachtliche Stärke erreicht, daß es nun einen echten Wettbewerb um
die freien Ländereien geben kann, ohne daß eine Seite benachteiligt wäre.
In diesem Zusammenhang hat auch eine ansehnliche Flotte von Schiffen aus
unserem Reich Kurs auf die neue Welt genommen, um neues Land für unser
Reich zu gewinnen.
Da in der alten Welt beinahe jeder Morgen Land schon lange vergeben ist,
begann eine regelrechte Jagd auf die verlockenden Ländereien in der Ferne.
Leider waren nicht alle Lords in der Lage, ihre Gier nach mehr Land zu
zügeln, sodaß kurz nach dem Beginn der Grenzziehungen schon Streit aufkam.
Lord Andruin hatte den Angriff auf ein Handelsschiff von Lord Fox befehlen
lassen, das mit einer Armee zur Landbesetzung auf dem Weg zu einer der
Inseln war. Das Schiff wurde schwer beschädigt und schließlich versanken
mit ihm mehrere hundert arme Seelen in den eisigen Fluten des Meeres.
Aufgebracht über diese feige Attacke forderte Fox eine Erklärung, welche
ihm Andruin jedoch längere Zeit schuldig blieb. In dieser Zeit machte sich
eine große Armada aus dem Reich von Lord Fox auf den Weg, um blutige Rache
für den Angriff zu nehmen. Als sich Andruin schließlich meldete, waren
schon die ersten Truppen von Lord Fox an der Küste seines Reiches gelandet
und ein Krieg stand unmittelbar bevor.
Andruins Erklärung, der Angriff sei von einem unfähigen Vertreter befohlen
worden, während er auf einer längeren Reise weilte, konnte zwar nicht
vollkommen überzeugen, aber schließlich wurde der Konflikt friedlich am
Verhandlungstisch beendet.
Währenddessen hatte Baron Dolphin auf einer der Inseln Land an sich
gebracht, daß eigentlich Lord Jinx gehörte und auf dem gerade eine kleine
Siedlung entstand. Das kleine Dörfchen, welches aus kaum mehr als einigen
Hütten bestand, wurde ohne Chance auf Gegenwehr überrannt. Daraufhin rief
nun seinerseits Lord Jinx den Krieg gegen Dolphin aus. Zur Stunde ist
dieser Konflikt noch in vollem Gange und er wird nach meinem Dafürhalten
wohl mit der Vernichtung Dolphins enden, da Lord Jinx bisher das
Schlachtenglück auf seiner Seite hatte.
Unsere Schiffe setzten unterdessen an verschiedenen kleinen Inseln Truppen
an Land und gründeten zwei Siedlungen. Eine davon wird in naher Zukunft an
Baronesse Morgana übergeben, die dadurch ebenfalls einen Stützpunkt nahe
der neuen Welt erhalten soll. Das andere Dörfchen, inmitten eines großen
Waldstückes gelegen, macht große Fortschritte und bald werden wir von dort
edle Hölzer als Baumaterial für Schiffe und andere Waren beziehen.
Einige der von uns ausgesandten Schiffe stießen im Süden Elerions auf einem
Flußlauf weit ins Landesinnere nach Osten vor und errichteten dort eine
weitere Siedlung. Der dortige Landstrich ist wild und unwirtlich. Außerdem
treiben marodierende Banden von Orks, Zwergen und sogar Elfen daselbst ihr
Unwesen. Kaum, daß unsere Männer an Land gegangen waren, wurden sie auch
schon wild attackiert und viele von ihnen mußten bereits ihr Leben lassen.
Die Aussicht auf reiche Erzvorkommen aus dem dort aufragenden Gebirge läßt
unsere Siedler aber tapfer ausharren. Bald wird die Siedlung auch ihre
eigenen Waffen und Rüstungen herstellen können und dann werden die Horden
von Angreifern hoffentlich schnell in ihre Schranken gewiesen.
Eine weitere beunruhigende Entwicklung zeichnet sich ab. Aus einigen der
großen Reiche mit vielen Städten wurde von Rebellionen berichtet. Soweit
wir bisher erfahren konnten, steckt vermutlich ein und derselbe geheime
Bund hinter allen Attacken.
Bei diesen Aufständen werden einzelne Städte von den Aufrührern übernommen.
Diese verschanzen sich dann hinter den Stadtmauern und können nur mit viel
Mühe wieder vertrieben werden. Durch die Rebellionen wird in den
betroffenen Städten kein Korn geerntet und es werden auch keine Steuern
gezahlt.
Diese Aufstände kosten die betreffenden Herren sehr viel Gold und Mühe.
Bisher ist jedoch weder zu erkennen, ob dahinter ein größeres Ziel steckt,
noch ob die Aufstände sich weiter ausbreiten werden. Zur Zeit sind zum
Glück nur sehr wenige große Reiche mit vielen Städten von diesem Problem
bedroht. Vermutlich machen die Entfernungen zwischen den Städten und die
oftmals langen Zeiten, die Nachrichten bis zu ihrem Empfänger brauchen, die
Sache für die Rebellen leichter.
Zum Abschluß dieses Chronikeintrages noch etwas Erfreuliches. Vicomte
Lucksi, seines Zeichens Herr über das größte Reich Tamars, hat in der
Hauptstadt seines Landes ein Kolosseum errichten lassen. Dieses riesige
Gebäude entsteht nach uralten Bauplänen, die aus den Zeiten lange vor König
Abanor stammen. Dieses beeindruckende Bauwerk, welches zum Abhalten von
Wettkämpfen und Spielen aller Art bestens geeignet ist, soll
natürlich mit einem seiner Größe würdigen Ereignis eingeweiht werden. Daher
hat sich Vicomte Lucksi, in Anbetracht des Erfolges der ersten Tamarschen
Wettspiele, entschlossen, die zweiten Wettkämpfe dieser Art auszurichten
und in diesem Kolosseum abzuhalten. Da in seinem Reich alles etwas größ=
er
ausfällt, hat er auch den Preis für den Sieger des Wettstreits entsprechend
hoch angesetzt. Der Gesamtsieger der Wettspiele wird auf Wunsch eine ganze
Stadt von Lucksi überschrieben bekommen. Schon im Sommer des Jahres 250
soll das große Ereignis stattfinden und es werden wohl, nicht zuletzt des
hohen Siegerpreises wegen, zahlreiche Teilnehmer den Weg zu den Zweiten
Tamarschen Wettspielen finden.
Ich selbst werde mich nun auf eine längere Reise begeben, denn mir ist eine
interessante Nachricht zu Ohren gekommen. Auf Nonakesh soll es in der
Hauptstadt des Reiches eines gewissen Garibaldi eine öffentliche Bibliothek
geben. Nach allem, was ich bisher gehört habe, zählt die dortige Sammlung
von alten und neuen Schriften sowie den verschiedensten Aufzeichnungen und
Karten zum Besten, was die bekannte Welt zu bieten hat. So etwas möchte ich
natürlich gerne selbst in Augenschein nehmen und vielleicht kann ich ja die
eine oder andere Schrift für meine eigene Sammlung kopieren.
Tamar, im Jahre 240