Seid gegruesst, edle Damen und Herren!
Immer weiter wagen sich unsere Seeleute auf die Meere hinaus um neue Inseln
zu entdecken. Gerüchte von großen Inseln mit vielen neuen Siedlern stacheln
alle unsere Kapitäne an, denn dort gibt es sicherlich viele interessierte
Kunden für unsere Waren. Alle Schiffe haben Muster unserer besten Waffen,
Rüstungen und anschauliche Baupläne und Zeichnungen der verschiedenen
Schiffe, die in unseren Werften gebaut werden, dabei, um eventuellen
Käufern gleich eine Auswahl zeigen zu können.
Die Götter mußten leider vor kurzem ein weiteres hartes Urteil fällen. Lord
Orgaj von der Insel Minhiriat wurde beschuldigt, sich einen Vorteil vor
anderen Lords verschafft zu haben. Seine Schiffe tauchten plötzlich an
Stellen auf, an denen sie selbst bei bestem Wind und unter vollen Segeln so
schnell nie hätten sein können. Man munkelt, daß er sich geheimer magischer
Kenntnisse bedient habe, um seine Schiffe in einem Augenblick weit über die
Meere zu bringen.
Das Urteil besagte, daß sich seine Goldreserven in Erde verwandeln sollten.
Als die Strafe tatsächlich eintraf, veröffentlichte Lord Orgaj folgendes
Schreiben:
Dies ist die Stunde an der man die Uhren anhält, an der der Becher von
Richter zu Richter wandert und jeder sein Runenstück hineingibt. Aber ich
sehe keines Freundes Hand, nicht einer der für mich spricht. Gerade gibt
mein Nachbar Hesekiel seine Rune hinein. Seine Entscheidung ist einfach:
Kopf ab
.
.
.
Ich werde nicht warten, während der Becher weiterwandert... Ich werde
handeln.
Ja, ich habe gefehlt. Ich habe das Geschenk der Götter frevelhafterweise
benutzt. Ich konnte das ewige Gejammer nach Korn nicht mehr hören. Ihr
alle wisst, wie oft ich Korn gekauft habe. Nur der Bau von Mühlen konnte
auf Dauer Abhilfe bringen.
Aber soll man das Leben eines Mannes nach einer Tat richten?
Habe ich nicht 150 Jahre treu die Geschicke meine Volkes gelenkt?
Habe sorgfältig das Ansehen meines Volkes gemehrt und stattliche 120 Morgen
Land gewonnen.
Wer von Euch, Ihr Richter regiert schon so lange auf Tamar?
War ich nicht für jeden da, der meiner Hilfe bedurfte?
Bei den Ägyptern wird im Totengericht das ganze Herz des Mannes gewogen,
nicht eine Tat!!
Nein, das zählt nicht bei den Herren von Tamar.
Nun frage ich Euch werte Herren,
.
.
Soll ich an den Versammlungen teilhaben, wo jeder tuschelt: Ist das nicht
der....
Ihr habt mir keine Wahl gelassen.
.
.
Schreiber, schreib nieder:
An meine Kapitäne:
Setzt Euren Kurs dahin, wo die Sonne den Horizont berührt. Mögen Eure
Schiffe nicht mehr auf den Karten Tamars zu finden sein. Versenkt tausende
schimmernder Rüstungen an tiefster Stelle. Ich weiss keinen, dem ich sie
vermachen könnte.
.
.
Ich, Orgaj letzter Nachfahre aus altem Geschlecht, wähle nach über 150
Jahren Regentschaft, den freien Tod.
An die Tafel Odins werde ich heimkehren, der seine Tapferen um sich
versammelt.
Keines Henkers Beil wird mich berühren.
Ihr Herren, die Ihr da in Eurern Sesseln sitzt, denkt daran, wenn Ihr das
nächte Mal über einen Herrscher richtet.
Im Frühling des Jahren 219
(Anmerkung des Chronisten: Das Schreiben wurde teilweise gekürzt, da es an
einigen Stellen sehr merkwürdige Formulierungen enthielt, die den geneigten
Leser nur verwirren würden. Es wurde jedoch strikt darauf geachtet, den
Sinn der Botschaft nicht zu verfälschen.)
Noch ein weiterer Lord wurde hart gestraft. Lord Andruin hatte es gewagt,
unberechtigterweise eine Stadt auf der kleinen Insel Chulak zu besetzen.
Daraufhin löschten die Götter alle seine Siedler und Einwohner in dieser
Stadt aus und befreiten sie auf diese Weise von seiner Herrschaft.
Ich kann an dieser Stelle nur jeden Lord Tamars warnen: Die Götter sehen
und hören alles und irgendwann wird einen jeden Betrüger sein gerechtes
Schicksal ereilen. Möge die schnelle Erlangung von Gold, Land und Macht
auch noch so verlockend sein, so sollt Ihr doch stets auf ehrbarem Pfad
wandeln und Euch Euren Status redlich erarbeiten!
Von Thargo, der mit seinem Umsturz gegen Lord Lucksi und seinem Krieg gegen
Brightblade II. einiges Aufsehen erregt hatte, gibt es gleichfalls Neues zu
berichten. Die Neuigkeiten sind aber für ihn eher schlecht, denn er wurde
davongejagt und in einem neuerlichen Umsturz übernahm der Sohn des
ehrenwerten Lucksi, der sich selbst LucksiII nennt, das Zepter. Sein Vater
hat unglücklicherweise die lange Gefangenschaft in Thargos Kerker mit
seinem Leben bezahlt. Leider ist uns über diesen LucksiII nur wenig bekannt
und erst die Zukunft wird zeigen, ob damit wieder Frieden in diesen Landen
einzieht.
Allerdings hat LucksiII damit begonnen, einige der von Thargo eroberten
Städte auf Anorien an verschiedene Reiche zu vergeben, damit diese sich
weiterentwickeln können. Vielleicht kann er ja doch einiges von dem Ansehen
zurückerhalten, daß sein Vater, trotz dessen gelegentlicher Anflüge eines
höchst seltsamen Sinnes für Humor, bei vielen Reichen genoß.
Nun noch zu etwas ganz anderem. Vor einiger Zeit erreichte meinen
Dienstherren ein Schreiben von Lord Haschelot. Dieser plant die
Durchführung eines großen Wettkampfes, der "Tamarschen Wettspiele". Zu
diesen Wettspielen sollen Athleten aus aller Herren Länder in sein Reich
kommen und dort ihre Kräfte messen sowohl im körperlichen, als auch im
geistigen Ringen. Lord Haschelot nun bat meinen Herren, als Richter im
Ältestenrat mit über die Darbietungen in den lyrischen Disziplinen zu
entscheiden.
Lord Alberich sagte auch sofort zu und so freuen sich schon alle Reiche auf
den Sommer des Jahres 223, wenn die 1. Tamarschen Wettspiele abgehalten
werden sollen. Die lange Vorbereitungszeit ist einfach notwendig, damit
auch die entlegensten Länder ihren Athleten entsenden können.