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Die Chronik von Tales of Tamar

Jahr 105

Seid gegruesst, edle Damen und Herren!

Vielleicht erfuellt sich nun doch meine Hoffnung auf Frieden. Aber lasst mich die Ereignisse der letzten Zeit der Reihe nach berichten. Alles begann damit, dass mitten in einer Phase gegenseitiger Gebietseroberungen zwischen den Truppen Siegfrieds und den Unsrigen, ploetzlich ein neuer Kriegsherr auf den Plan trat. Dieser, mit dem Namen Stoker, erklaerte, er wuerde waehrend einer laengeren Abwesenheit Siegfrieds dessen Reich fuehren. Gleichzeitig drohte er damit, den Krieg noch grausamer zu fuehren als Siegfried selbst. Schon bald zogen die feindlichen Armeen wieder in Richtung auf die Kupferzinnen, die den westlichen Rand des grossen Suedgebirges in unserem Reich bilden. Dort befinden sich zahlreiche Erzminen, die uns schon lange mit den dringend benoetigten Rohstoffen fuer unsere Waffenschmieden versorgen. Da auch unsere Feinde um diese Rohstoffe wissen und sie gleichermassen begehren, waren die Kupferzinnen zu jeder Zeit des Krieges ein bevorzugtes Angriffsziel.

Dann jedoch geschah etwas Unerwartetes. Die Truppen Siegfrieds blieben einfach stehen und zeigten keinerlei Aktivitaet mehr. Sie griffen nicht mehr an und sie eroberten auch keine weiteren Gebiete mehr. Anscheinend waren sie nicht gewillt, den Befehlen Stokers Folge zu leisten. Selbst fuer sie schien die vollkommen uebertriebene Grausamkeit dieses Despoten zu viel zu sein. Alberich erkannte seine Chance und schickte unsere Truppen aus. Es gelang uns, all unsere Gebiete zurueckzuerobern. Doch Alberich war zu erbost ueber das skrupellose Vorgehen von Siegfrieds Stellvertreter, als dass er es haette dabei bewenden lassen. Er gab unseren Maennern den Befehl auf Siegfrieds Gebiet vorzuruecken und dessen Laendereien einzunehmen. Bald danach mischte sich Wolfen ins Geschehen ein. Im Bestreben, seinem immer noch abwesenden Buendnispartner Siegfried beizustehen, rueckte er mit mehreren grossen Armeen vor und vertrieb die Unsrigen aus dem Westen von Siegfrieds Reich. Dann kehrte auch Siegfried von seinen Auslandsgeschaeften zurueck und nahm die Geschicke seines Landes wieder in seine eigenen Haende.

In einem letzten Versuch, ein erneutes Aufflammen des Kriegsfeuers zu verhindern, schickte Alberich Boten mit geheimen Briefen an Wolfen und Siegfried. Diese beinhalteten das Angebot fuer einen Waffenstillstand unter der Wiederherstellung der alten Grenze zwischen unseren Reichen. Zur Zeit laufen zwar noch Verhandlungen ueber diese Waffenruhe, aber zum ersten Mal seit vielen Jahren scheint ein Frieden in greifbarer Naehe zu sein. Gelegentlich erreichen uns auch Nachrichten von den anderen bewohnten Inseln in unserer Naehe. Waehrend bei uns endlich ernsthaft ueber den Frieden verhandelt wird, scheinen sich auf einigen Nachbarinseln unter den neuen Herren einige Streitigkeiten abzuzeichnen. Es hat wohl auch schon mehrere Kaempfe und kleinere Kriege gegeben.
Ich kann nur alle neuen Herren auf Tamar warnen. Ein Krieg ist eine furchtbare Sache und meiner Meinung nach rechtfertigt kein Streit den Tod von hunderten oder sogar tausenden Maennern, Frauen und Kindern. Wann immer es noch Hoffung gibt, sich mit Verhandlungen zu einigen, sollte diese Chance genutzt werden. Wir haben erfahren muessen, wie zermuerbend die Jahre des Krieges sind.

Etwas anderes Unerwartetes ist noch passiert: Im letzten Winter gab es auf ganz Eternia, wie unsere Insel nun im Allgemeinen genannt wird, das erste Mal einen richtigen Winter! Nun ja, auch bisher gab es natuerlich stets einen Winter, aber meist blieb es bei etwas kaelteren Temperaturen und einem gelegentlichen Schneegestoeber. Stets jedoch konnte sich der gerade gefallene Schnee nicht lange halten und es schneite auch nur an einigen Stellen der Insel. Doch in diesem Winter war alles anders. Die Temperaturen waren schon laengere Zeit stark gefallen, die meisten Gewaesser tief zugefroren und dann begann es zu schneien und im Nu war die ganze Landschaft mit einem eisigen Tuch bedeckt. Diesmal aber blieb der Schnee liegen und es wurde immer mehr. Welch ein wunderschoener Anblick. Ich machte mich auf den Weg zu den Kupferzinnen und bestieg einen der kleineren Berge. Von dort hatte ich einen atemberaubenden Blick. Soweit das Auge reichte war alles mit der weissen Pracht bedeckt.

Erst im spaeten Fruehjar taute es langsam und der Schnee verschwand wieder, bis auf einzelne Reste auf den hoechsten Bergen Eternias.

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